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Feiertage in Griechenland
Mit dem Weihnachtsfest beginnend werden nachfolgend die wichtigsten
gesetzlichen Feiertage in Griechenland nebst einiger Angaben zu Brauchtum
und Hintergrund aufgeführt. Eine kurze Schilderung der Unterschiede
zwischen dem Julianischen und Gregorianischen Kalender erscheint am Ende
dieser Seite. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr!
25. (+ 26.) Dezember - Weihnachten
Entgegen eines weit verbreiteten Irrtums wird auch in Griechenland das
Weihnachtsfest zeitgleich mit der übrigen "christlichen Welt" begangen,
nämlich am 25. Dezember. Allerdings wurden (und werden) Geschenke
traditionsgemäß zu Neujahr ausgetauscht bzw. vom "Ai Wassilis" gebracht;
parallel haben sich jedoch inzwischen auch Weihnachtsgeschenke
eingebürgert ... .
Das in der Griechisch Orthodoxen Kirche bezüglich seiner Bedeutung an
zweiter Stelle (nach Ostern) stehende Weihnachtsfest knüpft aus
historischer Sicht an den auch nach Christi Geburt über Jahrhunderte
ausgeübten Sonnenkult antiker Religionen an. Um den heidnischen Bräuchen
entgegen zu wirken, wurde das Fest der winterlichen Sonnenwende
schließlich ab dem 4. Jahrhundert zum christlichen Weihnachtsfest
"umfunktioniert". Erst 567 nahm die Kirche bzgl. des Festes, respektive
des Jahrestags Christi Geburt offiziell Position ein und erklärte den
Zeitraum vom 25. Dezember bis zum 6. Januar zur christlichen Festperiode.
Dem beschaulichen "deutschen Modell", also die Feiertage in besinnlicher
Atmosphäre zu Hause bzw. im engeren Familienkreis zu verbringen, ziehen
die Griechen allerdings eine geselligere Variante vor. So ist es üblich,
sich abends öffentlich und in Gesellschaft zu vergnügen, wovon nicht
zuletzt die während der Feiertage brechend vollen Musik- und Tanzhallen
("Buzukia"), Diskotheken, Musik-Bars etc. zeugen.
Namenstag (25.12.): Christos, Christina, Chríssa, Chrissúla, Emmanuéla,
Manólis.
1. Januar - Neujahr
Der Neujahrstag ist das Fest des Heiligen Wassilios ("Ágios Wassílios").
Wie vorstehend erwähnt bringt in Griechenland nicht der Weihnachtsmann,
sondern (in der Silvesternacht) der "Ai Wassilis" die Geschenke.
Traditionsgemäß werden während der Nacht von Silvester auf Neujahr im
Familien- bzw. Freundeskreis oder auch in einschlägigen Lokalen
Glücksspiele (meistens Kartenspiele wie Black Jack, Poker usw.) gespielt:
der Spielverlauf gilt als Vorzeichen für das Glück (oder Pech) im neuen
Jahr. Heutzutage ist es auch üblich, eine "Revejión" (Silvesterparty) zu
geben oder zu besuchen.
Der Neujahrstag gilt als Omen für den Verlauf des Jahres, wobei besondere
Bedeutung dem ersten Besucher zugemessen wird. Bei Eintritt in eine fremde
Wohnung ist die Türschwelle auf jeden Fall mit dem rechten Fuß zuerst zu
überschreiten. Ebenso werden alle Vorgänge vermieden, die möglicherweise
als schlechtes Zeichen ausgelegt werden können, wie z. B. die Leistung von
Zahlungen.
Ab Neujahr begrüßt man sich während der nächsten Tage mit "chrónia pollá"
(wörtlich: viele Jahre), wünscht sich also viele bzw. vorliegend ein gutes
Jahr.
Namenstag: Wassílios, Wassilía, Wassilikí.
6. Januar - Dreikönigsfest
Das Fest der Heiligen drei Könige bzw. Epiphaniasfest (griechisch: "Ta
Agia Theofánia" oder kurz "Ta Fóta") wurde bereits im 2. Jahrhundert n.
Chr., also lange vor dem Weihnachtsfest eingeführt und bezieht sich auf
die Taufe Jesu und die Niederkunft des Heiligen Geistes.
Zu dem liturgischen Feiertagszeremoniell des 6. Januar gehört die "Weihung
der Gewässer": der Geistliche wirft ein Kreuz in das Meer (ersatzweise in
einen See, Fluss, Teich), dem mehr oder weniger zahlreiche (meistens
jugendliche) Männer hinterher springen und darin wetteifern, es zu finden.
Ebenso begeben sich während der folgenden Tage die Pastoren von Haus zu
Haus, zeichnen über der Eingangstür mit Kerzenrauch ein Kreuz und
besprengen die anwesenden Personen mit Weihwasser. Ein begleitender Helfer
trägt nicht nur die erforderlichen Utensilien, sondern sammelt auch den
Obolus der Gläubigen ein.
Namenstag: Theofánis, Fotiní, Fótis.
Rosenmontag
Abgesehen von zahllosen lokalen Bräuchen begehen die Griechen den
Rosenmontags allgemein mit dem (geselligen) Verzehr von "Fastensspeisen"
(griechisch: nistísima), wozu natürlich die traditionelle Bohnensuppe
(griechisch: fasoláda) gehört. Ebenso ist es üblich, Drachen steigen zu
lassen.
Hintergrund: wie so vieles Andere geht auch der Karneval (griechisch:
Apókreas = Enthaltung von Fleisch) auf Religionen und Brauchtum der Antike
zurück (> Dionysos-Kult), wurde mehr oder weniger notgedrungen in die
christliche Religion integriert und endet nach drei Wochen am Rosenmontag
(griechisch: Kathará bzw. Katharí Deftéra). Mit dem Rosenmontag beginnt
die bis Ostern andauernde Fastenzeit.
25. März - Mariä Verkündigung + Revolution von 1821
Der 25. März zählt sowohl zu den kirchlichen als auch politischen
griechischen Feiertagen von hoher Bedeutung.
Im Zusammenhang mit dem Kirchenfest liegen die Dinge recht einfach: die
Kirche begeht am 25. März, also 9 Monate vor Weihnachten, das Fest "Mariä
Verkündigung" (griechisch: Eortí tu Evangelismú).
Der Nationalfeiertag ist dagegen dem Beginn der Revolution von 1821 gegen
die türkische Oberherrschaft gewidmet und wird als Tag der griechischen
Unabhängigkeit und Demokratie gefeiert. Wie auch der 28. Oktober (s.
weiter unten) wird der 25. März bei panhellenischer Beflaggung mit
obligatorischen Paraden der Schulkinder, pompösen Militärparaden und mehr
oder weniger nationalistisch angehauchtem Zeremoniell begangen. Viele
Griechen sind allerdings kaum oder gar nicht über Anlass und Bedeutung
ihres höchsten Nationalfeiertags unterrichtet, zumal die glorifizierte
"Feiertagsversion" nicht unbedingt den realen historischen Ereignissen
entspricht.
Historischer Hintergrund: sofern in Zusammenhang mit dem konkreten Datum
überhaupt von Befreiung, Unabhängigkeit usw. gesprochen werden kann,
bezieht sich dies nur auf einen Teil des (heutigen) griechischen Staates.
Eine ausführliche Schilderung würde vorliegend den Rahmen sprengen, jedoch
sei angesprochen, dass das damalige Athener Parlament die revolutionäre
Bewegung nur unzureichend unterstützte und den nordgriechischen Widerstand
praktisch ignorierte. Erst als rund 100 Jahre später der endgültige
Verlust dieser Provinzen drohte, wurden praktisch in letzter Minute
Truppen zur Unterstützung der gegen Türken und Bulgaren kämpfenden lokalen
Freischärler entsandt. Ebenso sei erwähnt, dass sich die nationale
Identität etlicher heutiger "Super-Patrioten" auf gerade einmal 1 oder 2
in Griechenland aufgewachsene Generationen beschränkt ... .
Namenstag: Ángelos, Angéla, Evangelía, Vangélis.
Osterfest
Das Osterfest stellt das bedeutendste Fest der Griechisch Orthodoxen
Kirche dar und wird mit entsprechendem Glanz und feierlichem Zeremoniell
begangen. Wie in Deutschland ist auch in Griechenland der Ostermontag ein
gesetzlicher Feiertag. Am Karfreitag kommt dagegen eine unterschiedliche
Regelung zu Anwendung: die Geschäfte bleiben vormittags bis ca. 11.00
geschlossen und sind dann durchgehend bis abends geöffnet.
Hinweis: da die Griechische Kirche das Osterfest bis heute nach dem
Julianischen Kalender und den Metonischen Zyklen bestimmt, fällt es nur
selten mit dem "lateinischen" (katholischen) Osterfest zusammen und findet
meistens 1 - 5 Wochen später statt.
Namenstag: Paschalía, Paschális.
1. Mai - Tag der Arbeit
Dieser Feiertag bedarf kaum weiterer Erklärungen: auch in Griechenland ist
es üblich, den "Mai zu haschen", während die Gewerkschaften und
einschlägigen Organisationen Maikundgebungen veranstalten.
Um den "Mai zu haschen" ist es üblich, sich schon morgens in freie Natur
zu begeben und einen Blumenkranz / -strauß als Beweis für das Gelingen mit
nach Hause zu bringen. Gerne schließt man sich auch zu größeren
Gesellschaften zusammen und verbringt den Tag an einem schönen
Ausflugsziel mit Grillen und geselligem Treiben.
Eine international vermutlich einmalige Regelung kommt zur Anwendung, wenn
der 1. Mai auf einen Feiertag fällt: in diesem Fall wird der politische
Feiertag zusammen mit den Kundgebungen auf einen Arbeitstag verschoben;
nach Auffassung der griechischen Arbeitsvertreter muss eine Maikundgebung
offensichtlich unbedingt von realem Arbeitsausfall begleitet sein.
Allerdings ändert dies kaum etwas daran, dass die meisten Griechen lieber
ins Grüne fahren als sich die abgedroschenen Parolen gewählter oder
selbsternannter "Vertreter der Klasse der Arbeiter" per Teleboa ins Ohr
blasen zu lassen.
Die in diesem Zusammenhang ungünstigste Konstellation überhaupt tritt ein,
wenn sich unter Einbezug des 1. Mai ein "verlängertes Wochenende"
organisieren lässt und obendrein schönes Wetter herrscht: dann bleiben die
Aktivisten meistens unter sich ... .
Pfingsten
Das Pfingstfest (griechisch: "Pentikostí" oder "Tu Agíu Pnévmatos") findet
50 Tage nach Ostern statt und ist selbstverständlich ein gesetzlicher
Feiertag. Viele Griechen nutzen das "verlängerte Wochenende" für Ausflüge
und Geselligkeiten. Analog zu dem Osterfest begeht die Griechische
Orthodoxe Kirche auch Pfingsten meistens 1 - 5 Wochen später als die
katholische Kirche.
15. August - Mariä Himmelfahrt
"Mariä Himmelfahrt" (griechisch: Kímisi tis Theotókou) zählt zu den
bedeutendsten Griechisch Orthodoxen Feiertagen. In allen Kirchen und
insbesondere den zahlreichen der heiligen Jungfrau geweihten Kathedralen,
Kirchen, Kapellen und Klöstern finden feierliche Messen und liturgische
Zeremonien statt.
Im alltäglichen Leben stellt der 15. August eine Art "Zeitmarke" dar: in
der Regel beginnt das hochsommerliche Wetter um Mitte August umzuschlagen,
für viele Griechen naht das Ende der Ferien- und Urlaubszeit, zumal
zahlreiche Unternehmen jeder Art und Größe eine Sommerpause "bis 15.
August" einlegen, und sogar auf dem bis zu diesem Termin mehr oder weniger
verwaist erscheinenden öffentlichen Sektor beginnt sich die Lage wieder zu
normalisieren.
Gedenktag: Jahrestag der Versenkung des Zerstörers "Elli" (1940).
Namenstag: Maria, Marios, Panagiota, Panagiotis, Despina.
28. Oktober - Jahrestag des "NEIN"
Der 28. Oktober ist einer der beiden höchsten griechischen
Nationalfeiertage und wird selbst im kleinsten Dorf mit patriotischer
Ehrfurcht begangen, wobei es eine moralische Bürgerpflicht darstellt,
schon am Vortag eine griechische Flagge herauszuhängen. Streng
obligatorisch ist die Teilnahme an Schulparaden, bei denen von Vorschulen
bis hin zu höchsten Bildungsstätten alle Schüler in klassenweise
militärischer Formation unter Führung des Fahnenträgers den Paradepaarcour
abmarschieren müssen. Je nach lokaler Existenz und Verfügbarkeit nehmen
Militär, Veteranen, Sicherheitskräfte, einschlägige Verbände und
Organisationen etc. an der Parade teil, die von militärischen,
politischen, staatlichen, geistlichen, lokalen etc. Amts- und
Würdenträgern jeder Couleur abgenommen wird. In größeren Städten
(insbesondere Athen und Thessaloniki) finden pompöse Militärparaden statt.
Historischer Hintergrund: am 28. Oktober 1940 beschied der damalige
griechische Diktator Metaxas das Ultimatum Mussolinis, die italienischen
Truppen nach Griechenland einziehen zu lassen, mit dem historischen "Nein"
(griechisch: "óchi"). Faktisch trat Griechenland damit in den 2. Weltkrieg
ein. Es mag dahingestellt bleiben, ob dieses "Nein" des Diktators Metaxas
wirklich den Willen des griechischen Volkes ausdrückte, zumal niemand
wirklich geglaubt haben wird, dass Griechenland die deutsche
Kriegsmaschine hätte stoppen können. Immerhin verzögerte der erbitterte
Widerstand der griechischen Truppen den Vormarsch über den Balkan jedoch
um etliche Monate, was sich schließlich auf den gesamten weiteren Verlauf
des 2. Weltkriegs insbesondere an der Ostfront auswirkte.
Diese Fakten sind allerdings lange nicht allen Griechen bekannt: konkrete
Fragen werden durch alle Altersklassen hindurch zum Teil objektiv falsch,
ausweichend oder mit plumpen Phrasen beantwortet, und die Feierlichkeiten
prägt eine tumbe nationalistische Atmosphäre. Kritiker beklagen, dass bei
der "nationalen Geschichtsschreibung" anstatt historischer Fakten
glorifizierende Interpretationen in den Vordergrund gerückt werden und
diese subjektive Form des geschichtlichen (Selbst-) Verständnisses nicht
zuletzt auch an den Schulen gelehrt wird.
Hinweis: obwohl gerade Deutschen Bilder aus totalitären Staaten á la DDR
(oder noch Schlimmeres ...) in Erinnerung steigen, sollte man sich vor
jeder (öffentlichen) abwertenden Äußerung hüten!
Julianischer und Gregorianische Kalender
Das Ökumenische Konzil beschloss 325, das christliche Osterfest auf den
Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond (= erster Vollmond ab dem 21.
März, auch "Ostervollmond" genannt) zu legen, damit es immer nach dem
jüdischen Passah stattfinde. Die Berechnung des für alle christlichen
Kirchen verbindlichen Osterkalenders wurde dem Patriarchen von
Alexandrien, einem damaligen Zentrum der Astronomie, angetragen. Als
Berechnungsgrundlage dienten der Julianische Kalender und der Metonische
Zyklus, die jedoch beide mit - wenn auch nur geringen - Fehlern behaftet
sind.
Da sich der Zeitfehler des Julianischen Kalenders gegen Ende des 16.
Jahrhunderts bereits auf fast 10 Tage summiert hatte, die das
kalendarische Datum der realen astronomischen Jahreszeit "nachhinkte",
kürzte die katholische Kirche unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 den
Monat Oktober um 10 Tage und führte den Gregorianischen Kalender ein, der
im Gegensatz zu dem Julianischen Kalender in allen durch 100, jedoch nicht
durch 400 teilbaren Jahren kein Schaltjahr erlaubt und somit einen
Zeitfehler von maximal 1 Tag aufweist. Da nun die Mondzyklen neu berechnet
werden mussten, konnte auch gleich der Fehler der Metonischen Zyklen
berichtigt werden. Nach diesen Korrekturen entsprach der liturgische
Frühlingsvollmond fortan wieder in etwa der realen Jahreszeit. Die
Orthodoxe Kirche lehnte jedoch, vermutlich hauptsächlich aus Hass gegen
den katholischen Papst, die neue Regelung ab und behielt den Julianischen
Kalender bei.
Nachdem im Februar 1923 der griechische Staat offiziell den
Gregorianischen Kalender einführte, übernahm im März 1924 zwar auch die
Griechische Kirche die neue Zeitrechnung, beharrt jedoch bis heute auf der
Berechnung des Ostervollmonds auf der Basis des Julianischen Kalenders und
der Metonischen Zyklen. Als Folge fällt das Griechisch Orthodoxe Osterfest
seitdem je nach Konstellation manchmal noch mit dem katholischen
("lateinischen") Osterfest zusammen, findet im übrigen jedoch 1 - 5 Wochen
später statt. Analog variieren natürlich auch alle mit dem Datum des
Osterfestes verknüpften kirchlichen Ereignisse wie z. B. Rosenmontag /
Fastenzeit und Pfingsten.
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